14
§. 9. Die Aegypter.
gottes) regiert wurde; erst später kam das ganze Land unter Einen
Pharao. Das Volk war ursprünglich wohl in vier, später in sieben
Kasten getheilt: Priester, Krieger, Ackerbauer, Gewerbtreibende, Nil-
schiffer, Dolmetscher, Schweinehirten. Von der hohen Stufe der Cul-
tur, auf welcher Aegypten stand, geben uns die vielen Baudenkmäler
Zengniß, welche noch jetzt größtenteils in Ruinen vorhanden sind.
Prachtvolle Ruinen von Tempeln, Palästen und Bildsäulen zeigen noch
jetzt die Stätte, wo die loothorige Hauptstadt Theben stand. Unter die
großartigsten Bauwerke gehören die Pyramiden, die wohl zum Theil zu
Königsgräbern benutzt wurden. Die größte von Cheops erbaute, hat eine
Grundfläche von 72,000 ist jetzt noch 465', und soll 800' hoch gewesen
sein. Die Obelisken sind 50—180' hohe Spitzsäulen aus Einem Stein.
Das Labyrinth enthielt 1500 unterirdische und eben so viel überirdische
Gemächer, von welchen man behauptet, sie seyen ein Gebäude zu Festversamm-
lungen der Abgeordneten aller Provinzen gewesen. Die Katakomben
sind in Felsen gehauene Grabkammern, in welchen die einbalsamirten
Leichname oder Mumien aufbewahrt wurden. Sie sind prächtiger einge-
richtet als die Wohnungen der Lebendigen, mit vielen schönen, noch ganz
frischen Gemälden geziert, ans welchen man sich ein vollständiges Bild
vom häuslichen und öffentlichen Leben der alten Aegypter entwerfen kann.
Die Mumien der gemeinen Leute sind ohne Särge zu Tausenden aufein-
ander geschichtet, die der Priester und Vornehmen gewöhnlich in Doppel-
särgen ausbewahrt.
Die Aegypter hatten, wie schon ihre Baudenkmäler errathen lassen,
in manchen Wissenschaften eine hohe Stufe erreicht; es war beson-
ders die Astronomie, Geometrie, Heil- und Gesetzeskunde, die bei ihnen
blühten. Zum Schreiben bedienten sich die Priester der Hieroglyphe n
(volle Bilderschrift) und der hieratischen oder abgekürzten Bilderschrift;
im gewöhnlichen Leben wendete man,die demotische Schrift an, welche
man noch jetzt auf Papyrusrollen findet.
Die Grundlage ihrer Religion war wie bei den Aethiopen und
Indern der Stcrndienst. Sie hatten 3 oberste Götter und 12 niedere,
den 12 Zeichen des Thierkreises entsprechend, und unter diesen nochmals 5,
unter welchen sich auch Osiris und Isis finden. Bald aber artete ihr Ge-
sttrndienst in häßlichen Thierdienst aus, indem sie theils den Bären und
Löwen, theils den Ibis und Stier, dann Mäuse und Katzen, das Kroko-
dil und den Ichneumon verehrten. Dem Stier Apis aber wurde als
dem Sinnbild der Sonne, wenn sie in das Zeichen des Stiers tritt, die
höchste Verehrung zu Theil. Der Apis mußte von schwarzer Farbe seyn,
ein weißes Dreieck auf der Stirne, einen halbmondförmigen Fleck auf der
rechten Seite und einen käserförmigen Knoten unter der Zunge haben.
Starb er, so war allgemeine Trauer in Aegypten, bis wieder ein neuer
aufgefunden wurde, den man dann in festlicher Prozession einholte.
In Beziehung aus ein Leben nach dem Tode finden wir bei den
Aegyptern Folgendes: So bald ein Aegypter gestorben war, versammelten
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192
Iii. Lehrstufe. Australien.
156° O.) in schöner und fruchtbarer Gegend, wohin in
neuerer Zeit viele Deulsche auswandern; die Stadt wurde
1836 erbaut und zählt bereits 40,000 Einwohner.
4) West-Australien, noch wenig bevölkert, mit der
Stadt Perth.
5) Nord-Australien mit der englischen Kolonie
Victoria, bisher noch von keinem besondern Belange.
Innereinselreihe. 1)Neu-Guinea über 13,000
^Meilen, mit dem Archipel der Louifiade, wenig be-
kannt. Heimath der Paradiesvögel. — 2) Neu-Brita-
nien. — 3) Salomons-In seln. — 4) Neue He-
briden u. a. — 5) Im Süden die Doppelinsel Neusee-
land, getrennt durch die Cooks-Straße, 2900 ^Meilen
groß, seit 1840 eine britische Kolonie. Große Waldungen
mit Schiffsbauholz. Neuseeländischer Flachs. Missionen der
Engländer. Beide Insel-Theile werden der Länge nach von
vulkanischen Hochgebirgen durchzogen; auf der Nordinsel be-
findet sich der Pik Egmont, 7700' hoch, ein erloschener
Vulkan. — 6) Van Di:emensland oder Tasmania,
eine Insel, welche durch die Baßstraße von der Südostspitze
Neuhollands getrennt, gebirgig aber zur Viehzucht (besonders
für Schafe) geeignet ist. Hauptstadt Hobarttown, in an-
genehmer, malerischer Lage, mit 24,000 Einwohnern.
Aeußere Inselreihe. Fast alle hieher gehörigen
Inseln zeichnen sich aus durch heiteres Klima, üppige Vege-
tation (Kokos, Brodbaum) und meist gutmüchige Bewohner.
— Bemerkenswerth sind: 1) Die Freundschafts- oder
Tonga-Inseln (20° S., 204° £>.), worunter Tonga-
tabu; ihre Bewohner waren früher als Menschenfresser ge-
fürchtet, sind aber jetzt Christen und zeichnen sich durch freund-
schaftliche Gesinnungen und Kunstfleiß aus. — 2) Die
Schiffer-Inseln gehören zu den hohen Inseln, deren
zahlreiche Bewohner wegen ihres Kunstfleißes besonders bekannt
wurden. — 3) Die Cooks-Inseln. — 4) Die Gesell-
schafts- oder So eiet äts-In sein, wo das Christen-
thum seit mehr als 30 Jahren Eingang gefunden hat und
die Civilisation rasch fortschreitet (Kirchen, Schulen, Buch-
druckereien); die größte und schönste ist Tahiti oder Ota-
heiti. — 5) Der Mendana (spr. Meudanja)- Ar-
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96
Ii. Lehrstufe. Europa.
außerdem überall mildes Klima. — Die Größe beträgt
400 Q Meilen und 13/4 Mill. Einw. Au Sardinien
übergegangen. — Von den Producten sind die Strohgeflechte,
namentlich Hüte, in Florenz und Lucca sehr bekannt.
Florenz, 114,000 Einw., Hauptstadt und Residenz,
eine der schönsten italienischen Städte mit herrlichen Kunstschätzen
aller Art. — Pisa, vormals reich und mächtig, jetzt herab-
gekommen, besitzt eine berühmte Universität. — Livorno,
mit 80,000 Einw., die beste Handelsstadt in Italien. —
Lucca, in einer schönen Gegend, Seidenbau. — Die hohe
und felsige Insel Elba gehörtauch zu Toskana, auf ihr hielt
sich Napoleon I. in der Verbannung (von 1814 auf 1815) auf.
Ii. Der Kirchenstaat.
Der Boden ist im Ganzen fruchtbar, der Anbau aber
vernachlässigt. Südwärts von den Po-Mündungen, sowie
auch an den Westküsten sind ungesunde Stellen. (Pontinische
Sümpfe.) Sonstsehrmildesundgesundesklima. Unterden
gewerblichen Producten sind besonders die Darmsaiten und
Saiten-Jnstrumente, sowie Lederwaaren hervorzuheben.
Der P apst, das Oberhaupt der ganzen römisch-katho-
lischen Kirche, ist zugleich Regent des Kirchenstaates. Das
Gebiet hat nahezu 800 Meilen und über 3 Mill. Einw.
In Folge der italienischen Revolution fiel der größte Theil
der Provinzen rc. ab und wurde von Sardinien annectirt,
so daß jetzt factisch nur mehr 214 □ Meilen mit etwas
mehr als '/2 Million Einwohner den Kirchenstaat ausmachen.
Rom an der Tiber mit 194,500 Einw., eine der
merkwürdigsten Städte der Erde. Reich an Kirchen und Pa-
lästen, Alterthümern u. dgl. Die Peterskirche, die größte
der Welt, der Vatican, der Palast des Papstes, sowie die
Engelsburg, jetzt Staatsgefängniß, liegen auf dem rechten
Ufer der Tiber; der größere Theil der Stadt aber am linken. —
Perugia (spr. Perudscha), nächst Rom an Umfang die größte
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Holland. 385
Hofes, in einem niedlichen natürlichen Walde, dem einzigen
in Holland mit hohen rmd starken Bäumen. Hier ist der schöne
Ormucnsaal, mit einer Kuppel, die oben offen ist.
Zu ist eine Menagerie des Fürststatthalters, wo
man bisweilen die seltensten Thiere aus allen Erdtheilen
cmrrifft.
Auf der Insel Vorn liegt die Festung Helvoebslms,
welche ein Schiffwerft und einen vortrefflichen Hafen hak, der
mitten in die Stadt hereingeht.
L) ^lordhylland nebst westfrr'eslaftd.
Weststriesland nimmt davon den nördlichsten Theil ein.
Eö ist bcynahe eine Insel, und ist fast ganz von der Nord» und
Südersee umgeben; nur an der Südseite ist es durch eine Land-
enge mit Südholland verbunden. An der Nordseite sind hohe
Damme oder Sandhügel»
a) Alcmacr oder Alcmar, eine grosse Stadt, hat
über 7000 Häufte und viele breite Canäle. Die Ein-
wohner treiben einen starken Handel mit Getreide, Käse und
Butter.
b) Hortt, an der Südersee, mit breiten, graden Stra-
ßen, und mit einem guten Hafen. An der Landseite ist sie be-
festigt. Es wird hier ein starker Handel mit Butter und Käse
getrieben, überdis ist hier der Hauptsitz mannigfaltiger Fabri-
ken, die seit einigen Jahren auf Veranlassung der Harlemec
Gesellschaft zu Verbesserung der Manufacturen angelegt sind.
Die Wollenmanufacturen, dietapetenmahlereyen und Drucke-
reyen scheinen vorzüglich zu gedeihen. Manche andre sind ms
Stecken gerathen.
c) Enk!)Ulzen, an der Südersee, hat über 2ooo Hau-
ser, einen Hafen, und ist befestigt. Außer dem starken Schiff-
bau werden hier die Salzsiedereyen stark betrieben, wozu das
Salzwasser aus der Nordsee hieher geführt wird.
cl) Edam, nicht weit von der Südersee. Ehemals
wurde hier ein großer Handel mit Käsen getrieben, daher auch
noch aller Käse, welcher in Nordholland gemacht wird, eduin-
scher geneynt wird. Jetzt haben die Einwohner viel
Nahrung vom Schiffbau, von den Salzsiedereyen und Thcan-
brennereyen.
B b 3 c)
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Extrahierte Personennamen: Weststriesland
Extrahierte Ortsnamen: Holland Holland Nord» Nordsee Nordholland
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~3 9 6 Europa.
aber nur zo ungefähr die Aufmerksamkeit eines Reisenden vek-
dienen, 4 ehmalige königliche Rcsidenzschlössec; 25 Brücken,
von welchen sonst mehr als die Halste mit Häusern besetzt war,
die aber seit einigen Jahren wcggeschafft werden, n davon
find von Stein; aber im Jahr 1787. wurden zu einer neuen
Anstalten getroffen, 967 Gassen, ohne die kürzern Märkte und
Gassen, die keinen Ausgang haben, an Zl öffentliche Platze,
von denen einige mit Statuen geziert sind, 65 Pfarrkirchen,
72 Nonnenklöster, 7 Nonuenabreyen, 3 Mamisabkeyen,
4 Priorate, 40 Mönchsklöster, fast 4o0 Kirchen, 6 Kirch-
höfe außerhalb der Stadt, 20 Hospitäler, 12 0eminnrien,
1 Universität, 12 Academien, und mehrere ansehnliche Biblio-
theken.
Unter den Inseln in dem Seineflusse ist Jsle de Palais
am besten bewohnt, ohnerachtet sie am ungesundesten ist. In
diesem Theile von Paris st'ndel man Straßen, wo die Sonne
im ganzen Jahre nicht hmschcint, und wo die Leute bisweilen
zu Mittage Licht brennen müssen. Auf eben dieser Insel liegt
die erzbischöfliche Kirche zu unser lieben Frauen,
sie hat schöne Gallericn, 4z meisteulheils sehr kostbar ansge-
ziecte Capellen, und ist mit Marmor gepflastert. Ueber den
g Kirchthürmen sind Gallerien, von welchen die eine mit 28
Statuen von eben so vielen Königen von Frankreich geziert ist.
Unter den übrigen Gebäuden verdienen insonderheit folgende
eine Erwähnung:
1) Das Louvre, welches in das alte und neue getheilt
wird, es ist der Sitz von 4 Academien. Man findet darin eine
Sammlung von Gemählden von den berühmten Meistern. Ein
Saal enthalt einen großen Vorrath von Modellen von großen
und kleinen Schiffen von vollen Segeln. Die Sammlung von
Grundrissen von den vornehmsten Städten und Festungen in
Frankreich und in den übrigen europäischen Landen <» Modell
ausgearbeitet, die sollst hier war, ist jetzt im Jnvalidenhause.
In einem andern Theile dieses Gebäudes werden alle 2 Jabre
die neuen Arbeiten der Mitglieder der hiesigen Mahler - und
Bildhaneracademie ausgestellt. Diejenigen Mitglieder von die-
sen Gesellschaften, welche es in ihrer Kunst am weitesten ge-
bracht haben , erhalten freie Wohnung im Louvre. In eben
diesem Gebäude ist die königliche Buchdruckecey, ferner eine
Münze, wo bloö Medaillen geprägt werden, die einzige in
die-
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Extrahierte Personennamen: Mahler
Extrahierte Ortsnamen: Europa Paris Frankreich Frankreich
Frankreich. 399
petrim, welches mehr einem Schlosse, als einem Hospitals
ähnlich sieht. Es enthält bisweilen auf 8-— ioooo Personen,
die sich in ganz vcrschieduer Absicht darin aufhalten. Ein
Theii ist zur Erhaltung und Erziehung armer Mädchen bestimmt,
welche hier lesen, schreiben, und Fraucnzimmerarbeiren lernen.
Im inner» Gebäude ist ein Zucht - und Tollhaus. Alte beute,
die über 59 Jahr alt sind, werden auch hier angenommen»
Dreyvicrtet Stunden von der Stadt ist ¿icctte, ein Zucht-
haus und Narrenhospital, worin gegen 5000 Menschen leben,
unter denen sich auch wirklich Arme und Bedürftige befin-
den. Unter den Brücken wird vornemlich die neue Brücke
(Pont nenf) gerühmt; auf dieser ist die Statue Heinrichs Iv.
zu Pferde von Metall. Sie ruht auf 12 Bogen, und ist so breit, daß
3 Wagen neben einander vorbeyfahren können, und noch 6 Perso-
nen an den Seiten bequem Platz haben. Am Ende der Br kicke iss
eine Wasserkunst, um dem Wassermangel in einigen von der Seme
entfernten Gegenden abzuhelfen» Die Maschine besteht in einer:
Pumpe, die durch Wasserdämpfe in Bewegung gesetzt wird;
das Seinewasser wird hieraus in 4 grofiebehälter geleitet,, au§
welchen es durch Canäle und Röhren in die Stadt geführt wird.
Wer hiervon mit Wasser versorgt leyn will, zahlt jährlich 50
Livres. Unter den össentlichen Plätzen ist der königl. Platz mit
der Statue Ludwigs Xiii. zu Pferde vornemlich zu merken»
Auf dem Giegesplatz ist die Statüe Ludwigs Xiv. mit an-
dern Nebenstarüen. —> Auf dem Dñttphmeplñtz pflegen
Mahler ihre Kunstwerke auszustellen, um sich bekandter zrr
machen. An Spatzirgängen fehltö hier auch nicht. Paris
hat mehrere Theater. Die Garren bey dem königl. Pallaste
des Thuiuenes sind ein Spatzirgang, der 720 Schritte
lang, und 3 36 breit ist. An der westlichen und östlichen
Seite befinden sich 2 fiepe Plätze, die tu der einen Hauptwas-
serbehälter haben, und mir den vortrefflichsten zum Theil rie-
senmäßigen Statüen, Vasen und Gruppen aus weißem Mar-
mor geziert sind. Sie werden gewöhnlich nur am Ludwigstage
geöffnet. Französische Schriftsteller, die keine beßre Gärten ge-
sehen haben, halten ihn für einen der schönsten Gärten. (Diese
Gärten haben bey dem obenerwähnten Tumulte sehr gelitten.)
Die elrsäijcheufelder, die Gärten von Luxembourg,
die Boulevards oder wälle vor der Stadt sind sehr ange-
nehme Promenaden. Letztre haben ihren Namen daher, weil voc-
Cc L zetten
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407
Frankreich.
einen Fceyhafen, mehrere öffentliche Bader, ein Admiralitats-
gericht, eine königliche Afcicanische Handlungsgesellschaft, wel-
che den ansschließenden Handel nach den Küsten der Barbarey
hat, eine Sternwarte, eine Akademie der Wissenschaften, eine
Academie der Mahler - und Bildhauerkunst und der Musik,
worinnen unentgeldlich Unterricht eckheilk wird, fernereine kö-
rngl. Schule des Seewesens und der Schiffbaukunst, und ein
Bagno (Invalidenhaus) für 2200 Rudersclaven, welche hier
ullerlcy Schiffsbedürfuisse verarbeiten müssen.
Die Stadt liegt theils an der Höhe der nebenste-
henden Berge, theils in der Tiefe und um den Hafen her-
rnn. Eine ganz gerade und schöne Straße theilt die Stcdt
in tue 'alte oder obere Stadt, und in die neue oder
untere Stadt. Diese Straße ist beynahe eine Stunde
lang. In der Mitte ist ein breiter, auf 2 Seiten mit Bau-
men besetzter Platz zum Spatzirengehn, nngepflastect. An bei-
den Seiten sind schöne Hauser, die noch mit neuen ver-
mehrt werden. Der -foafett ist gewöhnlich mit Schiffen ans
allen Erdgegenden bedeckt, so wie die Börse ein Sammel-
platz aller Nationen ist. Der Hafen kann 1002—1200
große und kleine Schiffe fassen. Auf jeder Seite ist der Hafen
mit einem Kranz eingefaßt. Bey dem Hafen lst das Fort St.
• Jean und die Citadelle St. Nielas. Vornemlich ist der Han-
del nach der Levante sehr ansehnlich. Bey den Schiffen, die
aus diesen Gegenden einlaufen, beobachtet man viele Vor-
sicht. Man hat hier ein großes Gxuavcmtaincnlyam, mit
einer doppelten Mauer, welches ans verschiednen Höfen und
Gebäuden besteht, wo die Menschen und Maaren nach Beschaf-
fenheit des Orts, woher sie kommen, ans 14—zo Tage un-
tergebracht werden. Das Hauptgebäude zur Beherbergung
der Fremden ist ein schönes steinernes Gebäude, welches eine
ungemein breite Gallerie mit Kammern hat. Sobald man
eingelassen ist, wird jedem eine davon angewiesen. Nach eini-
gen Tagen bekommt man die Erlaubniß, auf dem ziemlich weit-
läufigen Vorhofe spatziren zu gehn. Auch sogar die Briefe,
die aus der Levante kommen, werden in Weinessig getaucht,
und ganz naß ihrem Eigenthümec übergehen. Sind sie aus
einem Orte, wo die Pest grassirt, so werden sie noch geräuchert.
Man findet hier Alaun - und Schwefelsiedereyen, gute Hulfa-
briken, 'Baumwollenfabriken, Glasfabriken, Wachsbleichen,
Saffi-
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Extrahierte Personennamen: Bader Mahler Hauser Jean
4>6' Europa.
neuen Häusern besetzt. Seit '1778. ist sie der Sitz eines Bi-
schofs. Man findet hier serdne Strumpf-, Zeug-und Tuch-
fabriken. Seil dem Jahr 1764. geben die Apotheker allen Ar-
men die vorgeschobnen Arzneymittel umsonst; jeder 2 Mo-
nate lang. Bey pismbieres sind berühmte warme Bäder.
Das Städtchen Dreuze ist wegen seiner reichhaltigen Salz-
werke berühmt.
46) Luneville, nach Nancy der beste Ort in Lothrin-
gen, am Fluß Meurthe und Vezouze, die sich hier vereinigen.
Man findet hier ein schönes Schloß mit angenehmen Gärten.
47) Grrastbmg, im Elsaß, eine der berühmtesten
Städte unsecs Erdtheils, eine stacke Festung, (s. 2. Th.
S. 12l.) Sie hat z Hauptwasser, die theils nahe, theils durch
dieselbe stießen: i) den Rhein, 2) die yd, z) die
23ccufci). Bey dem Einfluß der Iii ist eine große Schleuse,
von mehr als 60 Klaftern lang, die auf 14 Pfeilern ruht.
Unter 12 starken Gewölbern fließt die Jll, der Hauplfiuß im
Elsaß, welcher alsdann, so lange ec durch die Stadt fließt.
Brensch heißt. In der Stadt sind 44 hölzerne und 8 - 9 stei-
nerne Brücken. Der Münster hat 5 Portale. Die Thü-
ren sind alle von Erz und wohl ausgearbeitet. Die mittlere ist
die größte, und enthält verschiedne Bilder. Oberhalb dem groß-
ßen Portale sind 3 zu Pferde sitzende Personen in ihrer natürli-
chen Größe, von denen jede nebst dem Pferde aus einem Stein
gehauen ist. In der Kirche sind z Kanzeln. Der hohemün-
sterrhurm hat auf dem Platze, wo die Wächter wohnen,
eine doppelte Schneckensteige, in welcher 2 Personen zugleich
hinauf - und herabgehn können, ohne einander zu sehn.
Wenn man von unten 325 Stufen heraufgestiegen ist, kommt
man auf einen großen Platz, darauf ein Häuschen steht, wel-
ches das Xva5.)rerbñu6chett heißt, darinnen sich des Ta-
ges 2, und des Nachts 4 Männer befinden. Dieser Platz ist
so groß und weit, daß man darauf Kegel schienen kann. Der
Knopf auf dem Thurme ist so geräumig, daß 5 Personen dar-
innen Platz haben. Gegen das Stift des Fraüennauses rech-
ter Hand unter dein Gange ist der He^rentanz sehr künstlich aus
Stein gehauen, wo der Teufel mit allerhand musicalifchen In-
stcmnentspielern, auch die Hexen in abscheulicher Gestalt der
Hölle zufahren. Ludwig Xiv., König von Frankreich, bat
dieser Kirche einen sehr reichen Kirchenschmuck geschenkt, woran
50
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Italien. 431
In der Provinz Sestri di Ponente findet man Orangenbäume,
die im untern Stamm i—-2 Fuß dick find. Außerdem hat
man Trüffeln, Castanien, Iudenäpfel.
Landesregierung. Die Regierungsform ist aristo,
cratisch, und das Oberhaupt ist ein D^ge Ök der Spitze eines
Senats von 400, und eines Ausschusfts von 100 Nobili.
Er regiert 2 Jahre lang, mit dem Titel Durchlaucht,
Mid muß wenigstens 50 Jahr alt seyn. Während dieser Zeit
hat er in dem Pallaste der Republik freye Wohnung und freye
Tafel. Wennseine Regierung zu Ende geht, macht ihm der
Canzlec das Compliment: Nachdem Jlhre Durchlaucht die
Regierung zurückgelegt, so können 'Ihre E^cellenz sich aus
dem Pallaste der Republik in Ihre eigne Wohnung verfügen.
Die Kleidung des Doge ist roth, auch rothe Strümpfe und rothe
Schuhe trägt er.
Städte: 0 Genua (s. 2.Th. S. 135.) mit 150000
Einwohnern. Ein Pallast liegt höher als der andere; ein Gar-
ten höher als der andere. Die . Vorstadt St. Pierre itt
Arena ist vornehmlich wegen ihrer prächtigen Palläsie sehens-
rvürdig. In der Stadt ist ein Erzbischof, eine Univerfität,
und eine Mahler-und Bildhaueracademie. Der Hafen der
Stadt wird durch 2 starke Dämme geschützt. Zu den sehens-
würdlgsien Gebäuden gehören: 1) die Domkirche, worin-
uen eine große smaragdne Schüssel verwahrt wird, die die Kö-
nigin aus Saba dem Salomon soll mitgebracht haben.
2) Mitten in der Stadt ist der pallast der Republik, mit
der Aufschrift: Nulli certa doinus. z) Man findet hier auch
verschiedne große Hospitäler, die mehr Pallästen großer Her-
ren als Armenhäusern ähnlich sehen. Im großen -Aospü
täte waren zu Anfänge 1775. über i7oo^Personen. Eins
von den hiesigen Waisenhäusern wird blos von einer reichen
Familie unterhalten. Ohnecachtet die Wissenschaften in Ge-
nua nicht sehr geachtet werden, so findet man doch 3 öffentliche
Bibliotheken. Der Aufwand in Absicht der Kleidung ist zwar
in dieser Stadt durch Gesetze eingeschränkt; hingegen findet man
desto mehr Wagen und Equipagen kostbar und vergoldet. Die
Nobili in Genua gehn, so wie die Venetianischen, schwarz,
aber neumodischer, mit einem schmalen ftidnen Mantel auf dem
Rücken. Auch ist ihre Perüke nicht so groß, wie der Venetia-
nec ihre. Sie tragen platte Hüte unter dem Arme. Die
Ee 4 Da-
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